Förderverein der Kirche Maria Geburt Ottweiler e.V.
 


Geschichte der Kirche

Die alte Kirche in der Wilhelm-Heinrich-Straße



Genau gegenüber der heutigen Kirche stand bis kurz vor deren Grundsteinlegung im Jahre 1832 die erste katholische Kirche Ottweilers in nachreformatorischer Zeit. Sie war im Jahre 1680 gebaut worden, allerdings nicht als Pfarrkirche für die hiesigen Katholiken, sondern als Garnisonskirche für das in der Stadt einquartierte Ulanenregiment des französischen Sonnenkönigs Ludwig XIV. Zwar waren nach den Verheerungen des Dreißigjährigen Krieges im Zuge der Wiederbesiedlung der nahezu menschenleeren Grafschaft auch Einwanderer mit katholischem Bekenntnis in Ottweiler sesshaft geworden, aber aufgrund ihrer geringen Zahl und ihrer generell schlechten wirtschaftlichen Lage war es ihnen nicht möglich, eine eigene Kirche neu zu errichten; sie mussten vielmehr mit dem Vorhandenen zurechtkommen.

Bei der Neuordnung Europas nach dem großen Krieg bemühte sich der französische König seit dem Jahre 1667 um Festigung und Ausbau seiner Vormachtstellung. Im Rhein sah er die natürliche Grenze Frankreichs und war nunmehr bestrebt, sein Reich bis dahin vorzuschieben. Dabei griff er auf angeblich bestehende Erbansprüche (Devolutionsrecht) in den außerhalb Frankreichs gelegenen Gebieten zurück. Zugleich erhob er Ansprüche auf Gebiete, die früher einmal mit dem jetzigen Frankreich im Zusammenhang standen und nun zur Wiedervereinigung (Réunion) gelangen sollten. Davon betroffen wurde in der Folge auch die Grafschaft Ottweiler. Es begannen konkrete Untersuchungen der Abtretungen von Lehen und Dependancen der Bistümer Metz, Toul und Verdun mit dem Ziel der Réunion mit Frankreich. Diese Bistümer waren Frankreich durch den Westfälischen Frieden endgültig zugesprochen worden. Im Oktober 1679 setzte der französische König die sogenannten Reunionskammern ein.

Am 11. Juli 1680 verhandelte die Reunionskammer zu Metz auch über die Grafschaft Ottweiler. Dabei kam es zur Verurteilung des zu dieser Zeit regierenden Grafen Johann Ludwig, die Grafschaft Ottweiler innerhalb von vierzig Tagen vom Bistum Metz als Lehen zu erhalten und den König von Frankreich als alleinigen Oberherren anzuerkennen. Der Graf verweigerte die Ausführung des Urteils, übergab die Grafschaft seinem Sohn und zog sich in die rechtsrheinisch gelegenen nassauischen Besitzungen zurück. Der neue Herr Friedrich Ludwig legte am 9. Januar 1681 den im Urteilsspruch der Kammer verlangten Eid ab, wodurch er den König von Frankreich als obersten Souverän der Ottweiler Grafschaft anerkannte.

Grabmal des Bischofs in der Metzer Kathedrale und eine Staue von ihm

Wenige Wochen vor dem Spruch der Metzer Reunionskammer und noch zur Regierungszeit des Grafen Johann Ludwig besuchte der Metzer Bischof George d’Aubusson de la Feuillade im Rahmen einer Visitationsreise seiner Diözese am 25. Mai 1680 auch die Stadt Ottweiler, um sich vor Ort ein Bild von den kirchlichen Gegebenheiten zu machen. In Folge dieses Bischofsbesuchs wurde noch im Jahre 1680 die katholische Pfarrgemeinde in Ottweiler neu gegründet. Obwohl die Zahl der Katholiken noch gering war, handelte es sich doch um eine Großpfarrei, denn ihre räumliche Ausdehnung umfasste alle 26 Dörfer, die in späterer Zeit von Fürst Wilhelm Heinrich zum Oberamt Ottweiler zusammengefasst werden sollten. Wie schon in früheren Zeiten, gehörte die Pfarrei zum Bistum Metz.

Das erhalten gebliebene Visitationsprotokoll des Bischofs über seine Reise nach Ottweiler gibt uns Auskunft über den in der Stadt vorgefundenen Kirchenbestand und dessen Nutzung. Demnach stand zur Zeit dieser Visitation im Dorf Neumünster noch die Klosterkirche des früheren Nonnenkonvents in recht gutem Zustand, während die Johanneskirche, die einst als Pfarr- und Taufkirche der Stadt Ottweiler gedient hatte, bis auf den Glockenturm ganz zerfallen war. Unten in der Stadt gab es die von den Protestanten genutzte St. Mechthildis- oder Heiligkreuzkapelle und im gräflichen Schloss die dortige Hauskapelle, die jedoch nur der herrschaftlichen Familie und wenigen Auserwählten zugänglich war.

Aus einer erhalten gebliebenen Verordnung der französischen Verwaltung vom 21. Dezember 1684 geht hervor, dass die Protestanten die St. Mechthildis-Kapelle in der Stadt benutzten und die Katholiken die Garnisonskirche mitbenutzten. Das rechtlich damals mögliche Simultaneum, also die gleichzeitige Nutzung einer Kirche durch evangelische und katholische Christen, kam in Ottweiler nicht zur Anwendung. Nach dem Abzug der Franzosen wurde die Kirche dann ab dem Jahre 1697 von der katholischen Gemeinde ausschließlich als Pfarrkirche genutzt.

Aktuelle Ergänzungen vom Dezember 2020: Über die Kirche selbst waren bisher nur spärliche Informationen vorhanden. Konkreter wurden die Nachrichten erst jüngst durch die Forschungsarbeiten des Architekten Ralf Schneider. In seinem im Jahre 2020 erschienen Buch „Das Residenzschloss zu Ottweiler“ widmet er auch der Neumünster Vorstadt ein eigenes Kapitel und geht dabei konkret auf die Errichtung der katholischen Kirche ein, die „gleichermaßen von dem katholischen Teil der Bevölkerung wie auch von der Garnison genutzt werden konnte“ (S. 253). Sie war eine freistehende Barockkirche, die über die gesamte Parzellenbreite errichtet war. Mitten in der Häuserzeile der damaligen Neumünster Vorstadt mit dem Giebel zur Straße stehend hatte sie nur einen geringem Abstand zu den Nachbarhäusern. Der ursprüngliche Bau als reine Garnisonskirche war deutlich kleiner als die spätere Erweiterung zur Pfarrkirche und hatte einen sogenannten 5/8 Chorabschluss (siehe Vergleichszeichnung der Grundrisse). Der annähernd quadratische neue Chor der Kirche war 1718 zum Hang hin angebaut worden und der Glockenturm, in dem auch die Sakristei untergebracht war, wiederum links an den Chor. Ralf Schneider geht davon aus, dass die im Kirchenschiff verbliebenen Abschrägungen des alten Chores zur Anlage zweier Seitenaltäre genutzt wurden.


Links: Vergleich zwischen den Grundrissen der ursprünglichen Garnisonskirche und der späteren Pfarrkirche; Rechts: Umsäumung des Altars in Maria Geburt mit Teilen der alten Kommunionbank  ·  (Zeichnung und Foto: Hans Werner Büchel · 2019/2020)

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Eine konkrete Vorstellung von der Lage der Grundstücke vermittelt die Bannkarte von 1765, auf der die Bebauung der Neumünster Vorstadt mehr als 80 Jahre nach Errichtung der katholischen Kirche zu sehen ist. Ralf Schneider hatte sowohl die Bannbücher, wie auch die Bannkarten des 18. Jahrhunderts durchforscht und konnte somit sehr genaue Aussagen zu den einzelnen Parzellen und den darauf stehenden Gebäuden gewinnen. Wie die erste nachreformatorische Kirche der Katholiken im Innern ausgesehen hatte, darüber sind uns keine Nachrichten erhalten geblieben. Einen einzigen Hinweis dazu geben uns die Kommunionbänke, die aus der alten Kirche in den späteren Neubau auf der gegenüberliegenden Straßenseite übernommen wurden. Ein Teil dieser Kommunionbänke wurde beim großen Umbau nach der Liturgiereform im Jahr 1970 zur Umsäumung des neuen, freistehenden Altars benutzt.

 

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Bisher hatten die Verfasser der Ottweiler Stadtgeschichte eine Handskizze mit dem Grundriss und der Lage der Kirche benutzt, die im Kostenanschlag vom 9. Juni 1831 für das neue Gotteshaus enthalten war. Der Text dieses Dokuments bleibt hinsichtlich des Zustands der Kirche ungeachtet der neuen Forschungsergebnisse sehr aufschlussreich:

»Die jetzige Kirche in Ottweiler ist so beschränkt, dass bei der Seelenzahl von 900 und einem Flächenraum von 1600 Quadratfuß noch nicht auf den Kirchgänger 2 Quadratfuß kömmt. An Sonn- und Feiertagen bleibt die größte Zahl der Kirchengänger vor der Kirche, aus Mangel an Raum, welches im Winter oft nicht tunlich und gewiß ein großes Übel ist … Die Kirche ist wegen der wenigen kleinen Fenster äußerst dunkel, welches auch nicht leicht abgeändert werden kann, indem die Kirche ganz nah von Privathäusern eingeschlossen ist … Das Ziegeldach ist in einem solchen Zustand, dass der Dachdecker es nicht ohne Lebensgefahr es wagen darf, dasselbe zu besteigen, indem fast das ganze Lattenwerk vermodert ist. Der Boden über der Sakristei im Turm ist sammt dem Gebälk und Stockwerk längst eingestürzt. Überhaupt ist die Kirche schon bei früheren Untersuchungen bereits in Bau- und Medizinpolizeilicher Hinsicht als lebensgefährlich anerkannt worden, und jetzt noch unmöglich, daß im hinteren Theile dieses Baues Gottesdienst gehalten werden kann.«

 

Alte Handskizze mit der Lage der alten Kirche und der geplanten neuen Kirche.

Diese recht ungenaue Handzeichnung diente bisher zur Bestimmung der Lage der alten Kirche in der Neumünster Vorstadt.

Ein Jahr vor Abfassung dieses Textes, am 15. Juni 1830, war die Kirche bereits baupolizeilich geschlossen worden und konnte nun auf Abriss versteigert werden. Der Kaufmann Carl Kausch ersteigerte das Anwesen und sein Sohn Wilhelm erbaute dann im Jahre 1833 das heute vorhandene Haus. Beim Abbruch der alten Kirche fand man in den Fundamenten einen Stein mit der Jahreszahl »1579«. Zeitgenossen schlossen daraus, dass an der Stelle der Kirche früher ein Haus gestanden habe, dass beim großen Brand in der Vorstadt während des Dreißigjährigen Krieges im Jahre 1635 zerstört worden war.

Vieles von dem, was wir aus jener Zeit wissen, haben wir Dechant Hansen zu verdanken, der von 1838 an 37 Jahre lang als Pfarrer in Ottweiler wirkte und unermüdlich die Geschichte der Pfarrei und der Stadt erforscht, aufgeschrieben und somit  der Nachwelt hinterlassen hatte. Ihm sind auch die folgenden Angaben zu allen katholischen Pfarrern zu verdanken, die seit 1681 in Ottweiler noch mit der alten Kirche als Gotteshaus im Dienste der Gemeinde wirkten.

Jakob Kaiser oder Raiser von 1681 bis 1684
„Am 21. Oktober 1681 beerdigte er die erste Leiche“, so die Überlieferung. Der Friedhof, auf dem dies geschah, befand sich damals an der Ecke Hohlstraße/Brühlstraße unterhalb des Klosters Neumünster.

Johannes Willmar oder Willemart von 1684 bis 1687

Philippus Schaumont von 1687 bis 1697
Er war Franzose und legte das erste Kirchenbuch der Pfarrei an.

Ernst Valentin Hofmann (Zeit nicht überliefert)
Er stammte aus Bettingen (Kreis Bitburg). Seine Eltern Friedrich und Regina starben beide zu Ottweiler und wurden in der Kirche bestattet. Hofmann baute 1718 aus eigenen Mitteln ein Chor an die Kirche. Von Ottweiler ging er nach Tholey, wo er am 29. Juli 1745 starb.

Franz Anton Weyler (Weiler) vom 17. Juni 1728 bis 1740
Aus dem Bistum Lüttich kommend, brachte er seine Eltern und seine Schwester mit nach Ottweiler.

Johann Bernhard Hyppert von 1740 bis 1743
Er war aus Kansen bei Diedenhofen (heute Thionville) und bereits seit 1735 Kaplan in Ottweiler. Von hier aus ging er ins elsässische Harskirchen.

Johann Peter Braune vom 11. September 1743 bis 1751
Er stammte aus Host bei St. Avold.

Johann Nikolaus Schmitt (Zeit nicht überliefert)
Unter ihm erfolgte der Bau des Pfarrhauses in Ottweiler (1753) und der Kirche zu Neunkirchen (1758). Das Pfarrhaus wurde auf einer Parzelle oberhalb der Kirche (heute Wilhelm-Heinrich-Straße 20) errichtet.

Johann Ludwig Clause (Zeit nicht überliefert)
Bei dem überlieferten Namen dieses Pfarrers ist lediglich das Jahr 1755 angegeben.

Johannes Nikolaus Weiler vom 25. Oktober 1763 bis 1774
Er kam aus dem Bistum Lüttich, war Kaplan zu Ottweiler und wurde 1774 Erzpriester in Blieskastel, wo er 1809 starb.

Johann Nikolaus Helstroffer von 1774 bis 1811
Er wurde am 26. Mai 1741 in Bolchen (Lothringen?) geboren. Infolge des Konkordats wurde er am 11. März 1803 als Pfarrer von Ottweiler pensioniert, sodann aber von der französischen Verwaltung als Pfarrer der Pfarrei II. Klasse genehmigt. Ab 14. März 1808 wurde Helstroffer Pfarrer I. Klasse. Am 14. März 1804 hatte er zwei Parzellen zur Anlage eines Pfarrgartens gekauft, auf denen später die neue Kirche errichtet wurde. Pastor Helstroffer starb am 14. April 1811.

Johannes Sebastian Kranz vom 8. August 1811 bis 14. April 1835
Er wurde am 15. September 1763 in Filsen/Mosel geboren. Im Jahre 1783 trat er in den Dominikanerorden in Trier ein und am 23. September 1786 erfolgte seine Priesterweihe. Am 27. November 1827 wurde er zum Dechant des neuen Landkapitels Ottweiler ernannt. Pastor Kranz starb am 14. April 1835 und wurde als Erster auf dem neuen Friedhof Neumünster bestattet.

Pläne für eine neue Kirche

In der Liste der seit 1680 in Ottweiler wirkenden Pfarrer begegnen uns mit Johann Nikolaus Helstroffer und Johannes Sebastian Kranz zwei Pastöre, denen beim Bau der neuen Kirche je eine besondere Bedeutung zukommt. Der Erstgenannte hatte persönlich mit der Planung und dem Bau des Gotteshauses nichts zu tun. Er erwarb aber den Grund und Boden, auf dem sein Nachfolger die Pläne des Kirchbaus verwirklichen konnte.

Pfarrer Helstroffer war als 33-jähriger 1774 nach Ottweiler gekommen. Er wird als Mann von Intelligenz, Frömmigkeit und großer Strenge beschrieben, der »sich in deutscher, französischer und lateinischer Sprache mit Präzision auszudrücken« wusste. Hier erlebte er 1789 den Ausbruch der Französischen Revolution und die politischen und kirchlichen Umwälzungen, die im Zuge der Neuordnung Europas ihre Auswirkungen auch in unserer Gegend zeitigten. 

So erlebte Helstroffer auch mit, wie im Jahre 1793 Fürst Ludwig als letzter nassauischer Herrscher in Ottweiler vor den französischen Revolutionstruppen geflohen war und wie mit der folgenden Verwaltungseinteilung nach französischem Vorbild (Departements-Arrondissements-Kantone) auch die frühere Ottweiler Grafschaft nun Teil des neuen Saardepartements mit dem Regierungssitz in Trier wurde. Ottweiler wurde Hauptort des gleichnamigen Kantons. Durch den Frieden von Lunéville (1801) und nach dem Reichsdeputationshauptschluss (1803) wurden im Rahmen der nun einsetzenden Säkularisation einerseits die kirchlichen Güter durch den französischen Staat eingezogen und andererseits durch die Mediatisierung (Mittelbarmachung) die weltlichen Herrschaften neu geordnet. Von diesen Maßnahmen waren auch die Domänen im neuen Kanton Ottweiler betroffen. Nach dem Konkordat zwischen Napoleon und dem Heiligen Stuhl im Jahre 1801 wurde Helstroffer als Ottweiler Pfarrer pensioniert, zugleich aber von der französischen Republik als Kantonspfarrer II. Klasse genehmigt. Er bewohnte das alte Pfarrhaus in der Vorstadtstraße (heutige Wilhelm-Heinrich-Straße Nr. 20), das etwas oberhalb der alten Kirche im Jahre 1753 erbaut worden war.

Die andere Straßenseite der Neumünsterer Vorstadt war zu dieser Zeit noch fast gänzlich unbebaut; allein das herrschaftliche Vogelhaus stand schräg gegenüber der alten Kirche an der Ostseite der Neumünster Vorstadt. Von dieser Seite der Straße erschloss sich der große herrschaftliche Garten, der sich im Osten und Nordosten bis zur Blies und an der nördlichen Seite bis zur Stadtmauer ausdehnte. Dieser große Garten war eine jener Domänen in Ottweiler, die der französische Staat eingezogen hatte und die er nun bei einer großangelegten Domänenversteigerung in Trier veräußerte. Jakob Zerf Worms, ein jüdischer Geschäftsmann aus Saarlouis, hatte von den Franzosen unter anderem den gesamten herrschaftlichen Garten in Ottweiler erhalten, den er, neu vermessen und parzelliert, nun an kauf- und bauwillige Bürger der Stadt verkaufte. Einer dieser Kaufwilligen war Pfarrer Helstroffer, der am 14. März 1804 im Namen der Pfarrei zwei Parzellen des vormaligen herrschaftlichen Gartens zum Preis von 427 Gulden und 15 Kreuzer erwarb. Zweck dieses Kaufes war die Anlage eines Pfarrgartens, was unter den neuen Machthabern nun möglich, in Zeiten der nassau-saarbrückischen Regenten aber nicht gestattet war. 

Der herrschaftliche Garten - heute noch Herrengarten genannt - um das Jahr 1770


Mit dieser Rekonstruktionszeichnung aus den 1950er Jahren veranschaulichte der Ottweiler Heimatforscher Karl Schwingel eine Stadtansicht Ottweilers mit dem herrschaftlichen Garten um das Jahr 1770. Im Vordergrund rechts gut erkennbar der Pavillon, das von Friedrich Joachim Stengel entworfene Lustschlösschen für die herrschaftlichen Familien. Im Hintergrund rechts sieht man die von einer Stadtmauer umgebenen Häuser der Stadt Ottweiler mit dem wuchtigen Bergfried (Wehrturm) und links davon dem Neumünster Stadttor. Von dort aus erstreckt sich die Neumünster Vorstadt in die linke Bildhälfte. An dieser nach Neumünster führenden Ausfallstraße erkennt man die alten mit dem Giebel zur Straße zeigenden Fachwerkhäuser, dann die seit 1680 bestehende alte katholische Kirche (mit einem irrtümlicherweise an der Straßenseite eingezeichneten Turm) und schließlich das Stadtpalais (Witwenpalais) mit der angebauten fürstlichen Porzellanmanufaktur und der Siamosenmanufaktur (Leinenweberei). Auf der gegenüber liegenden Straßenseite erkennt man am Rand des herrschaftlichen Gartens ein einziges Haus, das sogenannte Vogelhaus. Unmittelbar rechts daneben ist die Stelle, an der heute das Pfarrhaus und die katholische Pfarrkirche Maria Geburt stehen. In dem in der Mitte des Bildvordergrundes zu sehenden schlichten Haus war die herrschaftliche Küche untergebracht. Karl Schwingel hatte seine Zeichnung mit Rankwerk eingerahmt und in der oberen Mitte das große Allianzwappen der Fürsten von Nassau-Saarbrücken eingesetzt.

An der Regierung war im Jahre 1770 Fürst Ludwig von Nassau-Saarbrücken, der die mit einem enormen Schuldenberg belastete Ottweiler Grafschaft von seinem zwei Jahre zuvor verstorbenen Vater Wilhelm-Heinrich geerbt hatte. Weniger als zwei Jahrzehnte später war die Fürstenzeit und mit ihr die Zeit der Feudalherrschaft vorüber. Mit der französischen Revolution wehte ein vollkommen neuer Wind in Europa. Fast alles änderte sich - auch in Ottweiler.

Pfarrer Helstroffer verwaltete die große, 26 Ortschaften umfassende Pfarrei fast 37 Jahre lang; zehn Kapläne hatten ihn während dieser Zeit regelmäßig unterstützt. Drei Jahre vor seinem Tod am 14. April 1811 war er durch kaiserliches Dekret noch zum Kantonspfarrer I. Klasse mit einem Jahresgehalt von 1500 Franken erhoben worden.

Bereits am 8. August 1811 übernahm ein neuer Pfarrer die Stelle in Ottweiler. Der 1763 in Filsen am Rhein geborene Johannes Sebastian Kranz war seit 1783 als Bruder Maximilian dem Dominikanerorden zugehörig und 1786 zum Priester geweiht worden. Nach der Aufhebung seines Trierer Klosters im Jahre 1802 ging er in die Seelsorge. Vor seinem Amtsantritt in Ottweiler war er Pfarrer von Heusweiler, wo er ein Pfarrhaus erbaut hatte. Als er sein Amt in Ottweiler antrat, hatten die Katholiken in Ottweiler kein den Erfordernissen der Zeit gerecht werdendes Schulhaus; die Kinder wurden im Haus des Lehrers unterrichtet. Pfarrer Kranz war entschlossen, dies zu ändern und fasste den Plan, ein neues Pfarrhaus auf dem Gelände des Jahre zuvor von seinem Vorgänger Helstroffer erworbenen Pfarrgartens zu errichten. Dieses Haus wurde unter dem Titel Schulhaus 1820 fertiggestellt. Danach bewirkte er einen Tausch mit dem bisherigen Pfarrhaus auf der anderen Straßenseite, so dass dieses nun zum Schulhaus und der Neubau im Pfarrgarten zum Pfarrhaus wurde. Pastor Kranz wird von Hansen als gradliniger und tatkräftiger Mann beschrieben, der keinen Schwierigkeiten aus dem Weg ging. An Neujahr 1821 fasste er den Entschluss, für seine Gemeinde eine neue Kirche zu bauen. Die alte, frühere Garnisonskirche zeigte mehr und mehr Zerfallserscheinungen und ließ, der steigenden Zahl der Katholiken entsprechend, keine räumliche Erweiterung mehr zu. Mit anderen Worten, sie war nicht nur dunkel und feucht, sondern schlichtweg zu klein geworden. Für sein Vorhaben erhielt er kirchlicherseits aus Trier von Anfang an volle Rückendeckung; sowohl Generalvikar Cordel wie auch der seit 1824 amtierende Bischof Josef von Hommer unterstützen den Kirchbau ohne Vorbehalte. Es galt nun, mit der weltlichen Obrigkeit in Trier ins Einvernehmen zu gelangen. Nachdem die alte Kirche am 15. Juni 1830 wegen Einsturzgefahr baupolizeilich geschlossen werden musste, genehmigte die königliche Regierung am 30. Juli 1831 den Neubau und genau ein Jahr später, am 30. Juli 1832 konnte der Grundstein für die neue Kirche gelegt werden.

Der Grunderwerb durch Pfarrer Helstroffer war noch unter französischer Herrschaft erfolgt. Bis zur Zeit des Kirchbaus hatten sich die politischen und kirchlichen Verhältnisse jedoch wieder grundlegend geändert. Nach dem Zusammenbruch des napoleonischen Systems wurde die Landkarte Europas einmal mehr neu geordnet. Der Schlussakte des Wiener Kongresses folgend wurde Ottweiler dem Königreich Preußen, die Nachbarstadt St. Wendel dem Herzogtum Sachsen-Coburg zugesprochen. Dies bedeutete, dass die Ottweiler Pfarrei auf dem Gebiet zweier weltlicher Hoheitsbereiche lag, was dem Pfarrer Kranz beim Kirchenbau unerwartete Schwierigkeiten bereiten sollte. Vier Gemeinden seiner Pfarrei, Mainzweiler, Remmesweiler, Niederlinxweiler und Steinbach, gehörten zur coburgschen Regentschaft und wollten keinen Beitrag zum Kirchenneubau leisten. Erst die Androhung aus Trier, sie aus der Pfarrei auszugliedern (»auszupfarren«) und nach politischem Druck der coburgschen Regierung lenkten die Dörfer nach und nach ein und beteiligten sich wie alle anderen an den Kosten. Nur wenige Jahre später fielen dann auch die coburgschen Besitzungen in St. Wendel an den preußischen Staat. Kirchlicherseits hatte in Ottweiler die jahrhundertelange Zugehörigkeit zum Bistum Metz geendet. Seit der Errichtung des Bistums Trier am 10. April 1802 gehört die Ottweiler Pfarrei zu dieser Diözese. Pfarrer Kranz hatte bei seinem Kirchbauprojekt also in zweifacher Hinsicht mit Trier zu tun. Kirchlicherseits mit dem Generalvikariat des Bistums und weltlicherseits mit der königlichen Regierung in Trier, dem Verwaltungssitz der preußischen Rheinprovinz.

Die Unterstützung durch den Bischof war bereits gesichert, nun galt es, auch die Genehmigung der weltlichen Obrigkeit zu erlangen. Nach den damals gültigen Bestimmungen mussten Bauanschläge zu Neubauten der öffentlichen Hand, die die Summe von 500 Talern überstiegen, von den Provinzial-Regierungen der Oberbaudeputation in Berlin zur Prüfung und Begutachtung vorgelegt werden. Diesen Weg beschritten Stadt und Pfarrei damals auch mit dem Plan und Kostenanschlag des örtlichen Baumeisters Benzel, der allerdings von der obersten Baubehörde des preußischen Staates als »geschmackswidrig und unannehmbar« zurückgewiesen wurde. Dass die Stadtverwaltung beim Kirchbau mit im Spiel war, lag daran, dass zu jener Zeit die Finanzen der Kirchengemeinde als besonderer Titel im Etat der Zivilgemeinde geführt wurden. Für die Planung, das Einholen der Kostenvorschläge, die Vergabe der Arbeiten und die Prüfung und Abrechnung war das Amt des Bürgermeisters zuständig. Nach der Abfuhr aus Berlin wurde nun ein neuer Plan in Auftrag gegeben, der mitsamt eines Kostenanschlags über 7835 Taler durch den St. Wendeler Architekten und Kommunalbaumeister Jakob Léonhard gefertigt und der Regierung in Trier vorgelegt wurde.

Karl Friedrich Schinkel

Die Provinzialregierung wiederum sandte den Plan pflichtgemäß zur Prüfung und Genehmigung an die Oberbaudeputation nach Berlin. Deren Direktor war seit dem Jahre 1830 Karl Friedrich Schinkel, der dem klassizistischen Baustil sowohl in der profanen, wie auch der sakralen Architektur den Vorzug einräumte. Hinsichtlich der Kirchen machte Schinkel in den Bauformen keine konfessionellen Festlegungen, da er die Unterschiede in den Bekenntnissen als nicht gravierend ansah. Für Schinkel war es von untergeordneter Bedeutung, ob ein von ihm gebauter Sakralbau den Juden als Synagoge oder den katholischen oder evangelischen Christen als Gotteshaus diente. Der von den Verantwortlichen aus Ottweiler eingereichte Plan entsprach offenbar den Vorstellungen in der Berliner Oberbaudeputation. Am 30. Juli 1831 erteilte die königliche Regierung in Trier die Genehmigung zum Neubau der katholischen Kirche in Ottweiler. Ob es einen von Schinkel erarbeiteten Generalplan für solch kleinere Sakralbauten gab, ist nicht bekannt. Sicher ist hingegen, dass ein nahezu baugleicher Kirchbau 1836 in Grumbach am Glan für die dortige evangelische Pfarrgemeinde zur Ausführung kam; lediglich der Turm war in einer anderen Variante errichtet worden. Und wie in Ottweiler, so war auch dort Kommunalbaumeister Jakob Léonard aus St. Wendel der verantwortliche Architekt gewesen. Klar belegt ist auch Schinkels unmittelbares Eingreifen beim Bau der neuen evangelischen Kirche von Bischmisheim. Als die Verantwortlichen dort den vom Saarbrücker Baumeister und Architekten Johann Adam Knipper gefertigten Plan im Jahre 1831 nach Berlin schickten, wurde er dort verworfen. Stattdessen zeichnete Schinkel persönlich einen eigenen, neuen Plan (heute einsehbar im Archiv der staatlichen Museen zu Berlin), nach dem die Kirche schließlich auch gebaut wurde. Der Bischmisheimer Oktogonalbau gilt heute als das südlichste Werk Schinkels in Europa.

Für den Ottweiler Kirchbau selbst wurde, da sich »keine Concurrenz« fand, ein Konsortium aus den ortsansässigen Maurern Josef Lerch, Johann Lerch und Johann Lerch jun. gebildet, die die Maurerarbeiten ausführten. Da das gesamte Baumaterial seinerzeit noch mit Fuhrwerken zum Teil von weiter entfernt gelegenen Orten herbeigeschafft werden musste, leisteten die Ottweiler Protestanten und Juden durch Hand- und Spanndienste wertvolle Unterstützung, die von der katholischen Gemeinde, nicht zuletzt angesichts ihrer knappen Finanzlage, dankbar angenommen wurden.

In knapp zweijähriger Bauzeit entstand nun eine Saalkirche im klassizistischen Baustil, eingereiht in die schon ansehnliche Häuserzeile auf der Seite der Neumünster Vorstadt, die noch vor gut drei Jahrzehnten gänzlich unbebaut war und die Grenze des herrschaftlichen Gartens darstellte. Während des Jahres 1833 war der Bau soweit fortgeschritten, dass man daran denken konnte, ihn vor Einbruch des Winters unter Dach zu bringen. Da die Ottweiler Katholiken seit der Schließung der alten Kirche zum Gottesdienst nach Schiffweiler mussten, dieser Fußweg aber besonders im Winter für viele sehr beschwerlich war, stellte Dechant Kranz am 26. September 1833 beim Trierer Generalvikariat den Antrag, in der mittlerweile eingedeckten Kirche den Altar aufstellen und wieder Gottesdienst halten zu dürfen. Durch Baumeister Leonhard war ein vom Landrat in Auftrag gegebenes Gutachten erstellt worden, mit dem die Unbedenklichkeit zur Abhaltung des Gottesdienstes bescheinigt werden konnte. All dies führte dazu, dass der mittlerweile 70 Jahre alte Dechant Johann Sebastian Kranz mit seiner Gemeinde an Weihnachten 1833 den ersten Gottesdienst in dem neuen Gotteshaus feiern konnte.

Der Grundriss der neuen Kirche ist als Rechteck mit einer äußeren Länge von 32,10 m und einer Breite von 16,05 m angelegt. Am Giebel zur Straßenseite steht der im Grundriss quadratische Turm mit den Maßen 6 x 6 m, der 80 cm aus der Fassade hervorspringt. Der massive Teil des Turms verjüngt sich nach oben hin und ragt aus dem Dach heraus. Darauf stehen, wiederum etwas verjüngt die beiden abschließenden in Holzkonstruktion ausgeführten Stockwerke des Glockenturms, die das Geläut beherbergen und nach oben mit einem flachen Zeltdach abgeschlossen sind. Der gesamte Kirchenbau wird durch ein einfaches Satteldach eingedeckt, das an der Chorseite als Krüppelwalmdach ausgebildet ist. An der Fassadenseite sind die beiden Ecken der Kirchen und die des Turmes als Lisenen aus behauenen Sandsteinquadern gestaltet. Ein Kranzgesims, das sich aus dem Dachgesims und einer darunterliegenden schmalen Gesimslinie zusammensetzt, verläuft rund um den gesamten Sakralbau.

Im Inneren hat der Kirchensaal eine Höhe von 9 m. Der Turm wird innen nicht wahrgenommen, weil er hier auf zwei kräftigen Säulen steht. Auf diesen beiden Säulen und zwei Wandpfeilern ist der in der Breite der Kirche verlaufende Querbalken (Architrav) aufgelegt, der die Empore trägt. Die beiden Seitenwände des Kirchenraumes sind durch jeweils vier große Fenster gegliedert. Fenster der gleichen Größe finden sich auch in der Fassade links und rechts des Portals. Im Chorraum, der mit einer Breite von 6 m den Turmmaßen entspricht, steht der Hochaltar, bei dem es sich anfangs um den Altar aus der alten Kirche gehandelt haben dürfte. Zur Gemeinde hin wird der Chor durch zwei Kommunionbänke begrenzt. Links davon ist die Herz-Jesu-Kapelle und rechts die Sakristei eingebaut. An beiden zur Gemeinde zeigenden Wänden stehen die Seitenaltäre. Der Übergang von den Wänden zur Decke wurde durch eine ringsum verlaufende Hohlkehle harmonisch abgerundet. Auf die Empore gelangte man über eine links neben dem Eingang eingebaute Treppe, die bis in die 70er Jahre des 20. Jh. vorhanden war.

An der Walmkante des Giebels befinden sich große, bis zur Handbreite aus der Mauerfläche herausragende Steine. Diese sogenannten Übergabesteine stammen aus der alten Kirche und sollen den guten Geist des alten Gotteshauses mit in das neue hinübernehmen.

Kommunalbaumeister Jakob Léonhard zeichnete zwei Jahre nach Fertigstellung der Ottweiler Kirche auch verantwortlich als Architekt der evangelischen Pfarrkirche in Grumbach am Glan. Dort entstand ein fast baugleiches Pendant der Ottweiler Kirche. Lediglich eine andere Variante des Turmes und eine verminderte Zahl von Fenstern unterscheidet den Grumbacher Bau von Ottweiler. 1845 taucht Léonhard auch als Baumeister der evangelischen Kirche von St. Wendel auf.

Hoch auf dem Schlossberg in Grumbach steht die von Baumeister Léonhard entworfene evangelische Pfarrkirche, eine "Schwester" der Ottweiler Kirche.

(Fotos: Kirche Grumbach: Peter62x-Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0; Kirche Ottweiler: Hans Werner Büchel)

Die Neumünsterer Vorstadt war zur Zeit des Kirchbaus zweigeteilt. Auf der Hangseite stand der Altbaubereich mit seinen bereits alten Häusern, die fast alle an der Stelle von noch älteren Gebäuden errichtet waren, die während der Brandschatzungen des Dreißigjährigen Krieges vernichtet worden waren. Auf der anderen Straßenseite war gewissermaßen ein Neubaubereich entstanden. Alle dort zur Zeit des Kirchbaus stehenden Häuser waren erst im 19. Jh. gebaut worden, viele erst wenig früher als die Kirche. Die nachfolgende Karte zeigt den Häuserbestand im Jahre 1834.

Noch heute sind die unterschiedlichen Bauepochen der Wilhelm-Heinrich-Straße gut erkennbar. Die alten Häuser wurden fast ausnahmslos giebelseitig gebaut, während die auf der Kirchenseite - bis auf die Kirche selbst - alle traufseitig errichtet wurden.

Auf dem folgenden Foto ist die katholische Kirche in ihrer ursprünglichen Form zu sehen. Die Stadtansicht von Ottweiler wurde vom Neumünsters aus, etwas unterhalb der Brühlstraße, im Jahr 1868 aufgenommen.

Bild: Otto Germer

Bereits auf dem alten Foto aus dem 19. Jahrhundert ist der Schiefstand des in Holzkonstruktion errichteten Kirchturmes erkennbar. An dieser Schieflage hat sich bis heute nichts geändert. Ursache dafür ist vermutlich der Bruch eines Spannriegels am Turm, den schon im Jahre 1841 der damalige Bürgermeister Sprenger beanstandet hatte.

An zeitgenössischen Abbildungen gibt es darüber hinaus noch zwei Lithografien aus dem Jahre 1876, deren Originale sich im St. Wendeler Heimatmuseum befinden. Die Außenansicht zeigt die freistehende Kirche zwischen dem Pfarrhaus zur Rechten und dem Gasthaus „Zur Sonne“ linker Hand, sowie einen Blick durch die Herrengartenstraße auf den am Ende stehenden Pavillon. Die zweite Lithografie zeigt die Innenansicht der Kirchen von der Empore aus gesehen. Gut erkennbar ist der sehr kleine Chorraum mit dem Hochaltar und die beiden Seitenaltäre. Die Kanzel befand sich anfangs an der linken Seitenwand, ihr gegenüber ist ein kleiner Beichtstuhl zu erkennen. Der Übergang von den Wänden zur Decke wurde durch eine durchgehende Rundkehle harmonisch gestaltet, ein Stilelement, dass auch in vielen Privathäusern Anwendung fand. Die insgesamt zehn Fenster des Kirchensaales wurden beim Bau der Kirche durch die Firma Stumm aus Neunkirchen eingebaut. Erkennbar ist auch ein von der Mitte der Decke tief in den Kirchenraum herunterhängender Kerzenleuchter; elektrisches Licht war seinerzeit noch nicht vorhanden.

 


Liste der Pfarrer, die ab 1834 in der neuen Kirche wirkten

Chronisten der Pfarrgemeinde berichten, dass Dechant Johannes Sebastian Kranz seine ganze Schaffenskraft beim Bau des Pfarrhauses und der Kirche aufgezehrt habe. Das ist leicht nachvollziehbar, denn er war ja vom Bischof nicht als Kirchenbaumeister nach Ottweiler berufen worden, sondern als Seelsorger für die katholische Bevölkerung eines großen Pfarrbezirkes, der außer der Stadt Ottweiler noch weitere 10 Dörfer und Höfe umfasste. Nur wenige Monate nach der Einweihung der Kirche am 21. September 1834 starb der wackere Mann in der Karwoche am 14. April 1835 und wurde am Karfreitag dieses Jahres als Erster auf dem freien Feld auf Neumünster beigesetzt, dem Platz, an dem im gleichen Jahr der von ihm initiierte Friedhof errichtet worden war.

Johannes Heyl von 1836 bis 16. August 1837
Im Alter von 38 Jahren kam der in St. Wendel geborene Priester nach Ottweiler, wo ihm nur eine kurze Amtszeit vergönnt war. Er starb am 16. August 1837 an den Folgen eines tragischen Reitunfalls und wurde auf dem Friedhof Neumünster begraben.

Johannes Antonius Josef Hansen vom 10. April 1838 bis 3. Mai 1875
Der aus Quiddelbach in der Eifel stammende Hansen gilt als der bedeutendste Priester der Ottweiler Pfarrei. Seinen vielseitigen Interessen und seinem enormen Schaffensdrang verdanken wir einen  großen Teil des Wissens über die Pfarr- und Stadtgeschichte von Ottweiler. Er wirkte 37 Jahre lang als Pfarrer und Dechant, starb 74-jährig am 3. Mai 1875 und wurde als dritter Pfarrer der Gemeinde auf dem Neumünsterer Friedhof beerdigt.

Wenige Wochen vor seinem Tod konnte Dechant Hansen am 19. März 1875 sein Goldenes Priesterjubiläum begehen. Aus diesem Anlass erhielt er von der Gemeinde einen Kelch als Geschenk. Im Jahre 1910 wurde dieser Kelch in der Kölner Werkstatt des Goldschmiedes August Wüsten renoviert.

Bernhard Schütz von 3. Mai 1875 bis 1885
In Hirzenach am Rhein geboren, verwaltete der Vikar die Ottweiler Pfarrei während der Zeit des Kulturkampfes, in der die Pfarrerstelle nicht besetzt werden durfte.

Dr. Josef Rickel vom 17. Oktober 1885 bis Sommer 1896
Er war der erste Pfarrer nach dem Kulturkampf.

Paul Hilterscheid vom 1. Oktober 1896 bis 1914
Auf seine Initiative und durch seinen persönlichen Einsatz wurde die ambulante Krankenpflege in Ottweiler ausgebaut und das Kindergartenwesen der Pfarrei gegründet.

Ernst Steffen vom 1. Mai 1914 bis 1928
Seelsorger während des Ersten Weltkrieges und in der Zeit des Überganges aus der Monarchie in die Republik.

Karl Schütz vom 28. April 1928 bis 1936
Pfarrer in der Übergangszeit von der demokratischen Republik in die NS-Diktatur.

Nikolaus Jonas von 1936 bis 1940
Leitete die Pfarrei bis in die ersten Jahre des Zweiten Weltkrieges.

Anton Hieronimi von 1940 bis 1974
Der 1905 in Cochem-Cond geborene Priester kam mitten im Krieg nach Ottweiler und wirkte hier 34 Jahre lang als Pfarrer. Nach dem Krieg forcierte er den Bau des Pfarrheimes und setzte in den 1960er Jahren die Liturgiereform des II. Vatikanums in Ottweiler um. Äußeres Merkmal dieses Prozesses war die große Umgestaltung des Kirchenraumes. Anton Hieronimi starb am 29. August 1977 in Hofeld und wurde auf eigenen Wunsch im Priestergrab auf dem Friedhof Neumünster beerdigt.

Clemens Bartelmes vom April 1975 bis 30. November 1996
Der 1928 in Sirzenich an der Mosel geborene Clemens Bartelmes hatte den Beruf des Schriftsetzers gelernt und war erst im Alter von 34 Jahren zum Priester geweiht worden. Als Pfarrer mit handwerklicher Ausbildung, die er in Einrichtungen der Kolpingfamilie absolviert hatte, sorgte er für zahlreiche große und kleine Verbesserungen in und um das Kirchengebäude.

Erwin Recktenwald von 1998 bis 2005

Pater Otto Kutka SVD vom 15. August 2007 bis 12. Mai 2020

Der am 21. Oktober 1946 in Köln-Mühlheim geborene Steyler Missionar war 1974 in St. Augustin zum Priester geweiht worden, bevor er im gleichen Jahr als Missionar nach Papua-Neuguinea entsandt wurde und im dortigen Hochland vorwiegend im pastoralen Dienst und in der Ausbildung von Katecheten tätig war. Nach der Rückkehr in seine Heimat wurde er entsprechend einer Vereinbarung seines Ordens mit dem Bistum Trier vom Bischof mit Wirkung vom 15. August 2007 zum Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft Ottweiler-Fürth berufen. Nach schwerer Krankheit verstarb Patter Otto am 12. Mai 2020 im Wendelinusheim der Steyler Missionare in St. Wendel.

Pater Roberto Alda SVD seit 20. Juni 2020

Nach nur kurzer Vakanz ernannte Bischof Stephan mit Wirkung vom 20. Juni 2020 erneut einen Steyler Missionar auf den Ottweiler Priestersitz. Pater Roberto Alda SVD, der am 18. August 1969 in Cebu City auf den Philippinen zur Welt kam, hatte zuvor die Pfarrei Hl. Arnold Janssen in Goch geleitet, dem Heimatort des Ordensgründers der Steyler Missionare. Seine Kaplans- und Vikariatszeit hatte er in Lisdorf absolviert, wo schon Johann Anton Joseph Hansen als Pfarrer wirkte, bevor er nach Ottweiler kam.


Die Kirche im Wandel der Zeiten

Das Gotteshaus wurde in der Zeit seines Bestehens vielfältigen Veränderungen unterzogen.


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